Suche nach St. Joseph


Das Abendgebet in meiner frühen Kindheit lief immer in einem bestimmten Ritual ab: Mutter legte sich zu mir, ich spüre die kalte Küchenschürze noch heute und wir beteten gemeinsam:

 

„Bevor des Tages Licht vergeht, hör Welterschaffer dies Gebet.

Der Du so milde und so gut, nimm gnädig uns in deine Hut.

Gib, dass kein böser Traum uns weckt, kein nächtlich Wahnbild uns erschreckt.

Die Macht des Bösen dämme ein, dass unser Herz stets bleibe rein.“

 

Wir beteten noch zur Mutter Gottes, dem Heiligen Schutzengel, um eine gute Sterbestunde und zum Heiligen Joseph. Dieser hatte immer einen besonderen Platz in den Gebeten meiner Mutter und auch in meinen. Jesus und die Gottesmutter standen auf einem besonderen Podest, aber der Heilige Joseph - war er nicht einer von uns, einer, der sich sorgen musste um das tägliche Brot, die täglichen Sorgen?

 

Viele Engelikonen, Muttergottesikonen, Christusikonen und auch Heilige hatte ich gemalt, aber noch keinen Heiligen Joseph. Immer wieder nahm ich es mir vor um dann doch wieder ein anderes Motiv zu wählen. So ging es lange Jahre, bis die Frankfurter Buchhandlung C. mich fragte, ob ich bereit sei, einen Auftrag für eine Josephsikone zu übernehmen. Nun musste ich wirklich lächeln, jetzt gab es kein Aufschieben. Ich schrieb die Josephsikone und lieferte sie mit einer Karte, welche meine eMailadresse enthielt, an die Buchhandlung. Daraufhin kam dann eine kurze Nachricht von dem Empfänger der Ikone.


„Guten Abend! Ich hatte die Josephsikone bei der Buchhandlung C. in Auftrag gegeben und heute gleich abgeholt. Sie gefällt mir sehr gut, ganz herzlichen Dank und viele Grüße

Dr. N."

 

So lange hatte ich mich geweigert einen Heiligen Joseph zu schreiben und so kam ich auf den Gedanken dem Besitzer der Josephsikone zu danken, dass durch seinen Auftrag endlich meine Absichten wahr wurden. Nun entwickelte sich eine Korrespondenz:

 

„Guten Abend Herr Dr. N.!

Es freut mich sehr, dass die Ikone Heiliger Joseph Sie anspricht. Sie hat eine besondere Geschichte die ich Ihnen mitteilen möchte, weil durch Sie ein Kapitel geschrieben wurde. Seit über 10 Jahren schreibe ich Ikonen mit großer Freude, aber einen Heiligen Joseph hatte ich bisher nicht geschrieben (außer auf einer Weihnachtsikone). Mir gefielen die Vorlagen nicht (Ikonen sollen nach anderen Ikonen geschrieben werden, weil die Gebete des alten Bildes auf das neue übergehen). Der Heilige Joseph stand schon länger auf meinem Plan. Bei materiellen und familiären Sorgen bitte ich um seine Vermittlung. Zudem habe ich gelesen, dass die Heilige Theresa von Avila schrieb, er habe immer auf ihre Bitten gehört. Sie sehen, es gab genug Gründe eine Ikone des Heiligen Joseph zu schreiben, aber irgendwie zog ich ein anderes Motiv vor bis…

Morgens hatte ich wieder einmal daran gedacht, dass ich immer noch keinen Hl. Joseph geschrieben hatte und nachmittags kam ein Anruf der Buchhandlung C. mit Ihrer Anfrage und dem Auftrag. Nun musste ich wirklich lächeln, denn diesmal gab es keine Ausrede. So schaute ich dann in meinen Büchern und im Internet und war wiederum enttäuscht über die Darstellungen, die ich nicht übernehmen wollte. Wie Sie sehen, ist nun nach meinen eigenen Vorstellungen ein Heiliger Joseph entstanden der kein Greis ist, der nicht auf das Kind zeigt, sondern seine Hand behütend vor das Kind hält.

Ich danke Ihnen also für den Auftrag zu dieser Ikone. Sie soll Ihnen Freude bringen und Zeugnis geben von der Verbundenheit zu unserem Schöpfer, den unser menschlicher Verstand nicht fassen kann

Viele Grüße"

 

„Guten Abend,

Vielen herzlichen Dank, dass Sie mir so offen die Geschichte erzählen. So möchte auch ich Ihnen die Geschichte erzählen. Ich bin weder Ikonensammler, Kunstsachverständiger noch Theologe. Ich bin auch nicht streng katholisch sondern bezeichne mich gerne als Pfadfinder, der ich auch seit meinem 9. Lebensjahre bin. Insofern bin ich vom Herzen her überzeugter katholischer Christ aber auch sehr offen und kritisch Andersdenkenden gegenüber. Ich bin weit gereist und habe viele Kulturen kennengelernt. 

Ich besitze eine weitere Ikone die ich vor einigen Jahren bei einem Ikonen-Restaurator und-Schreiber erworben habe. Der Erlös wurde für ein Waisenhaus in Weißrussland verwendet. Diese Ikone hat mir in schwerer Zeit sehr geholfen. Vor einiger Zeit meinte ein weiser Mann nach einiger Zeit und Gesprächen, dass mein „Schutzheiliger“ der Heilige Joseph wäre. Ich habe dem damals keine wesentliche Bedeutung beigemessen, aber beim Nachdenken ist mir aus meiner Kindheit und Jugend eingefallen, dass ich zum Heiligen Joseph doch eine gewisse Bindung habe.

Seit diesem Zeitpunkt bin ich bemüht eine Ikone des Heiligen Joseph zu finden. Ich habe überall gesucht und recherchiert, auch bei dem Ikonenrestaurator, der noch gute Beziehungen nach Russland hat. Ich habe über das Internet alles Mögliche versucht auch nach Griechenland, über Bayern und Klöster in Österreich. Eigentlich habe ich nichts gefunden und jeder hat mir gesagt es wäre sehr schwer bis unmöglich. Natürlich gab es Drucke, die aber leblos und kraftlos wirkten. Es gab Bilder mit dem Heiligen Joseph und einem Buch, ein Attribut, dass meiner Meinung nach nicht zu dem Heiligen Joseph passt. Viele machen irgend etwas von dem sie selbst nicht wissen was es ist.

Nur durch Zufall habe ich dann in der Buchhandlung C. in Frankfurt nachgefragt, aber auch dort über eine gewisse Zeit keine positive Auskunft erhalten. Nach einigen Telefonaten und insistieren meinte dann eine Mitarbeiterin so nebenbei: ob es denn auch eine Handgemalte (Handgeschriebene) sein dürfe? Und natürlich war es ja genau das, was ich seit Monaten gesucht habe. 

Also nochmals ganz herzlichen Dank für ihre wundervolle Arbeit und den Geist und die Kraft, die in der Ikone stecken. Sie gefällt mir wirklich sehr gut und ich werde sie in Ehren halten.

Dr. N."

 


Einige Zeit ist vergangen. Einige Josephsikonen habe ich seitdem geschrieben, aber bei jeder erinnere ich mich an die Umstände, die zu meiner ersten Josephsikone führten.


Ikone "Heiliger Joseph"
Ikone "Heiliger Joseph"